Ein weiterer Westdeutscher Mannschaftsmeister-Titel 1958/59
In der Saison 58/59 gelang dem TTV durch einen 9:6 – Erfolg über Titelverteidiger PSV Düsseldorf die Revanche für die im Vorjahr erlittene 6:9 – Niederlage.
Die „Münstersche Zeitung“ schrieb zu diesem Endspiel:
„Eine Überraschung gab es, als der Westdeutsche Einzelmeister, Josef Wenninghoff, den Düsseldorfer Spitzenspielern Gäb und Nink jeweils mit 1:2 unterlag. In großartiger Form befand sich jedoch Horst Langer, der durch gekonntes Angriffsspiel sowohl über den westdeutschen Ranglistenersten und Nationalspieler Gäb als auch über Nink in drei Sätzen erfolgreich blieb. Den entscheidenden neunten Punkt holte sich Metelen mit Langer/Wenninghoff im Doppel durch einen 2:1 Erfolg über Gäb/Nink. Der TTV Metelen holte damit zum zweiten Male nach dem Krieg den Titel eines Westdeutschen Mannschaftsmeisters.“
Als westdeutscher Mannschaftsmeister sicherte sich der TTV Metelen damit zum fünften Male in Folge das Ticket für die Teilnahme an den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften am 23. und 24. Mai in Berlin. Der TTV war hier von Experten im Vorfeld als „heißer Außenseiter“ eingeschätzt worden, haushoher Favorit war aber ohne Zweifel Titelverteidiger TSV München-Milbertshofen.
Die Experten sollten mit ihrer Einschätzung recht behalten. Mit einem Unentschieden (8:8) gegen die SG Eintracht Frankfurt sowie zwei Siegen über BTTC Grün-Weiß Berlin (9:3) und die Spielvereinigung 07 Ludwigsburg (9:1) zog der TTV ins Endspiel in Berlin ein, wo man auf den erwarteten Titelverteidiger traf. Für den Außenseiter aus Metelen schien dieser Finalkampf im Vorfeld eine unlösbare Aufgabe zu sein, da die Freundorfer-Mannschaft im Turnierverlauf eine großartige Form gezeigt hatte.
Hugo Kramer, Kapitän und Mannschaftsführer, motivierte vor dem Finale die jüngeren Spieler beim kurzen Imbiss mit der Bemerkung: „Wir schaffen es!“
„Von diesem Moment an,“ so die Äußerungen der Spieler nach dem Finale, „haben wir fest an einen Erfolg geglaubt.“
Metelens Spitzenspieler Josef Wenninghoff war das Finale schon vorher auf den Magen geschlagen, sodass er eine geraume Zeit des Finalkampfes bei offener Tür auf dem „stillen Örtchen“ verbringen musste, um die Ballwechsel mitzuverfolgen – akustisch versteht sich.
Später witzelten seine Mannschaftskameraden: „Dort hat sich der Jupp auf seine großartigen Kämpfe gegen Freundorfer und Ernst vorbereitet.“
Das Finale stieg dann um 18 Uhr in der Schöneberger Sporthalle.
Der DTTS, amtliches Organ des deutschen Tischtennissports, schrieb zu diesem Endspiel:
„Das Endspiel zwischen dem TTV Metelen und dem TSV Milbertshofen brachte dann eine kaum für möglich gehaltene Steigerung beider Mannschaften. Wer die Mannschaften genau beobachtet hatte, war sich klar, daß nur drei Ergebnisse möglich waren, und zwar ein 8:8 oder ein 9:7 für den einen oder anderen Verein.
In der ersten Hälfte der Partie verliefen die Spiele auch programmgemäß, wobei sich jedoch Conny Freundorfer gegen Horst Langer sehr strecken mußte. Freundorfer spielte recht leichtsinnig, und dem Metelener gelang ein am Ende wichtiger Satzgewinn.
In der zweiten Hälfte der Partie hatten es die starken Milbertshofener Bretter fünf und sechs, Edenharter und Metz, überraschend schwer, um zu 2:1 Siegen gegen Paul Hegemann und Jürgen Langer zu kommen. Von diesem Zeitpunkt an war es klar, daß Milbertshofen nur durch einen Sieg die Titelverteidigung retten konnte, denn bei einem Unentschieden war Metelen aufgrund des besseren Satzverhältnisses schon vorne. Ein hinreißendes Spiel lieferten sich dann Freundorfer und Wenninghoff. Wenninghoff hatte bis zu diesem Zeitpunkt in Berlin enttäuscht, gegen Freundorfer spielte er aber herrlich. Im ersten Satz vergab er zwar eine 19:16 Führung, der zweite Satz war aber eine klare Angelegenheit des Meteleners. Im dritten Satz ging es dann toll her. Freundorfer führte bereits mit 20:16, ehe Wenninghoff durch cleveres Spiel zum 20:20 ausgleichen konnte und dann seinerseits beim Stande von 21:20 einen Matchball hatte. Nur ein unangenehmer Netzroller rettete Freundorfer dann vor einer vermeidbaren Niederlage. Gekonnt und fabelhaft war es dann, wie Freundorfer das Spiel an sich riß und mit zwei Vorhandschüssen Satz und Spiel für sich entschied.
Glaubte man, dieses Spiel sei der Höhepunkt gewesen, so hatte man sich geirrt. Das Spiel Schmidt gegen Hugo Kramer stellte alles in kämpferischer Hinsicht in den Schatten. Man hatte mit einem leichten Sieg von Kramer gerechnet, zumal Schmidt nach langer Krankheit noch nicht wieder in Form schien. 23:21 ging der erste Satz jedoch überraschend an Schmidt und im zweiten Satz hatte er nach einem zwischenzeitlichen 5:12 Rückstand gleich zwei Matchbälle, die aber von Kramer wunderbar abgewehrt wurden. Vielleicht war es der Fehler von Schmidt, aus seiner Defensive bei diesem Stand herauszugehen. Der dritte Satz ging in unverminderter Spannung weiter, Kramer war am Ende glücklicher und gewann 21:19.
Milbertshofen mußte nun beide Doppel gewinnen. Tatsächlich schafften Freundorfer/Ernst einen kaum für möglich gehaltenen Sieg gegen Langer/Wenninghoff, aber wieder war es Hugo Kramer, der zusammen mit Klemens Tietmeyer die starke Münchener Kombination Metz/Edenharter schlagen und damit den Titel für Metelen erringen konnten. Den Erfolg hat die Mannschaft in erster Linie einem Spieler zu verdanken: Senior Hugo Kramer. Weit über sein eigentliches Können hinauswachsend, holte er die entscheidenden Punkte im Einzel und im Doppel.“
Die Presse kommentierte den Überraschungserfolg des TTV Metelen in Berlin wie folgt:
Der MITTAG:
„Neuer Deutscher Mannschaftsmeister im Tischtennis wurde nach den besten Meisterschaften der letzten Jahre der Westdeutsche Meister TTV Metelen, der nach einem hochdramatischen und klassischen Finale gegen den Titelverteidiger München-Milbertshofen 8:8 spielte, durch das klar bessere Satzverhältnis von 21 : 17 jedoch den Titel gewann. Metelen kämpfte gegen Freundorfers Mannschaft mit unübertrefflichem Ehrgeiz und Elan. Josef Wenninghoff, Horst Langer, Klemens Tietmeyer, Hugo Kramer, Paul Hegemann und Jürgen Langer stürzten sich auf den Favoriten aus München mit beispielloser Energie. Ein 1:4 und 4:7-Rückstand schwächte Metelens Kraft nicht. Hegemann und Langer gewannen im unteren Paarkreuz zwar kein Einzel, doch Tietmeyer und der unermüdlich kämpfende Mannschaftskapitän Kramer siegten gegen Holusek und Schmidt viermal. Zwei Doppel und Wenninghoff und Langer gegen Ernst ergaben die acht Zähler.“
Die „Berliner Zeitung“:
„Titelverlust in Schöneberg. Tischtennissensation in Schöneberg. Der TSV München-Milbertshofen (mit Conny Freundorfer) verlor seinen Titel durch ein 8:8 – Unentschieden im Endspiel gegen den Westmeister TTV Metelen …“
Die „Münstersche Zeitung“:
„…ein unübertrefflicher Kampfgeist der TTVer sicherte den Titelgewinn gegen den haushohen Favoriten München-Milbertshofen. Sechs Spieler – sechs Freunde – eine Mannschaft, das ist der TTV Metelen.“
In Metelen selbst hatte man den Finalkampf per Telefon mitverfolgt. Das Endspiel in Berlin war so spannend, dass keiner der Spieler in der Lage war, den Anrufern den genauen Spielstand durchzugeben. Um 22.15 Uhr verkündeten Hugo Kramer und Paul Hegemann dann am Telefon: „Wir sind Deutscher Meister“.
Am Montag kehrte die Meistermannschaft aus Berlin zurück. Den ganzen Tag über war man in Metelen tätig, um der Mannschaft einen begeisterten Empfang zu bereiten. Lautsprecherwagen fuhren umher, um Ort und Zeitpunkt des Empfangs bekanntzugeben.
Ganz Metelen war auf den Beinen, dazu zahlreiche prominente Gratulanten, als die erfolgreiche Mannschaft ankam und begeistert begrüßt wurde. Immer wieder klangen Beifall und Jubel auf, als Mannschaftskapitän Hugo Kramer den Meisterschaftspokal der Menge zeigte. Das große Transparent „TTV46 – Deutscher Mannschaftsmeister“ war Symbol für den größten Ruhm der TTVer.
Deutscher Meister 1959
Mit dem Gewinn des „Großen Preises von Westdeutschland“ durch Josef Wenninghoff sowie dem Sieg des Westdeutschen Tischtennisverbandes im Länderpokal in der Aufstellung Wenninghoff, Langer und Gäb gab es in dieser erfolgreichen Spielzeit noch weitere Höhepunkte für den TTV.
Mit weiteren Titelgewinnen bei den Westdeutschen Einzelmeisterschaften unterstrichen die Spieler aus der kleinen Vechtegemeinde ihre Ausnahmestellung innerhalb des WTTV. So holten Josef Wenninghoff (Senioren-Einzel), Horst Langer an der Seite von Hans-Wilhelm Gäb (Senioren-Doppel) und Jürgen Langer mit Helmfried Holzmann (Jungen-Doppel) insgesamt drei Titel an die Vechte.
Zum Abschluss dieser besonders erfolgreichen Saison erhielt der TTV den Albrecht-Nikolai-Pokal, der als ewiger Wanderpokal einmal im Jahr einer einzelnen Person oder einem Verein für besondere sportliche Leistungen, besondere Fairness oder besondere Verdienste um den Tischtennissport verliehen wird.